Gefährdungsanalyse im Personenschutz
Gefährdungsanalyse
In einer zunehmend vernetzten Welt, in der Informationen öffentlich zirkulieren und Menschen mit exponierten Positionen ins Zentrum gesellschaftlicher, politischer oder wirtschaftlicher Auseinandersetzungen geraten, ist Sicherheit kein Zufallsprodukt. Sie ist das Resultat planvollen Handelns – und beginnt mit einer professionellen Gefährdungsanalyse.
Ob Unternehmer mit internationalem Netzwerk, Politiker, Medienpersönlichkeit oder wohlhabender Privatinvestor: Wer sichtbar ist, ist angreifbar. Die meisten Bedrohungslagen lassen sich nicht auf einen Blick erkennen. Erst eine fundierte Gefährdungsbeurteilung deckt potenzielle Risiken auf – und ermöglicht es, Schutzmaßnahmen maßgeschneidert und verhältnismäßig zu planen.
In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie eine Gefährdungsanalyse im Personenschutz abläuft, welche Aspekte berücksichtigt werden und warum sie der wichtigste Baustein jeder Schutzmaßnahme ist.
Was ist eine Gefährdungsanalyse im Personenschutz?
Die Gefährdungsanalyse – oder genauer: Gefährdungsbeurteilung – ist ein strukturiertes Verfahren, das potenzielle Risiken für eine konkrete Schutzperson identifiziert, bewertet und dokumentiert. Dabei wird sowohl die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs als auch dessen potenzielle Schadenswirkung betrachtet.
Im Gegensatz zu pauschalen Sicherheitsmaßnahmen basiert die Gefährdungsanalyse auf einer individuellen Betrachtung: Wer ist die Schutzperson? In welchem privaten, beruflichen oder gesellschaftlichen Kontext bewegt sie sich? Welche Bedrohungen sind denkbar, realistisch – und wie lässt sich darauf reagieren?
Die Ergebnisse einer professionellen Gefährdungsbeurteilung fließen in ein Schutzkonzept ein, das genau auf die Lebenswirklichkeit und Bedürfnisse der Person zugeschnitten ist.
Wann ist eine Gefährdungsanalyse sinnvoll oder erforderlich?
Eine fundierte Analyse der Gefährdungslage ist immer dann sinnvoll, wenn eine Person:
öffentlich sichtbar ist (z. B. in Politik, Wirtschaft oder Medien),
regelmäßig reist, insbesondere in Krisenregionen,
wichtige Entscheidungen trifft, z. B. im Konzernumfeld,
privat Vermögen verwaltet, z. B. als Family Office oder Investor,
oder konkret bedroht wurde – online oder offline.
Auch ohne akute Bedrohung kann eine präventive Analyse helfen, potenzielle Schwachstellen aufzudecken – beispielsweise beim Bezug eines neuen Wohnsitzes, bei öffentlichen Auftritten oder bei der Teilnahme an Veranstaltungen mit erhöhtem Risiko.
Rechtlicher Rahmen und Standards
Eine Gefährdungsbeurteilung im professionellen Personenschutz orientiert sich an etablierten Sicherheitsstandards und gesetzlichen Vorgaben. Dazu zählen unter anderem:
§ 34a GewO: Regelt die Voraussetzungen für Bewachungsunternehmen in Deutschland.
DIN 77200-1: Definiert Qualitätsstandards für Sicherheitsdienstleistungen.
DSGVO & Datenschutzrechte: Besonders wichtig bei der Verarbeitung personenbezogener Daten im Rahmen der Analyse.
Ein professioneller Sicherheitsdienst wie E3S stellt sicher, dass alle Maßnahmen rechtskonform, verhältnismäßig und dokumentierbar durchgeführt werden.
Der Ablauf einer Gefährdungsanalyse – Schritt für Schritt
1. Auftragsklärung & Zieldefinition
Jede Gefährdungsbeurteilung beginnt mit einem ausführlichen Gespräch. Ziel ist es, die genauen Rahmenbedingungen und Bedürfnisse der Schutzperson zu erfassen:
Wer ist die zu schützende Person (VIP, CEO, Prominente, Privatperson)?
In welchen Situationen soll der Schutz greifen (Wohnort, Reisen, Veranstaltungen)?
Gibt es konkrete Vorfälle, Drohungen oder Verdachtsmomente?
Was ist das Ziel: permanente Schutzbegleitung oder punktuelle Unterstützung?
Diese Phase bildet die Grundlage für alle weiteren Analyseschritte und sorgt für ein gemeinsames Verständnis zwischen Sicherheitsdienstleister und Schutzperson.
2. Umfeldanalyse & Informationsgewinnung
Im zweiten Schritt wird das soziale, berufliche und digitale Umfeld der Schutzperson analysiert. Dabei kommen verschiedene Quellen zum Einsatz:
Öffentlich verfügbare Informationen: Presseberichte, Unternehmensprofile, politische Äußerungen.
Social Media Monitoring: Gibt es problematische Posts, Bedrohungen oder geteilte Standorte?
Wohn- und Arbeitsumfeld: Lage, Zugänglichkeit, Nachbarschaft, Fluchtmöglichkeiten.
Beziehungsgeflechte: Familienverhältnisse, Mitarbeiter, Fahrdienst, Reinigungspersonal.
Ziel dieser Phase ist es, ein möglichst vollständiges Bild zu bekommen, wo Schwachstellen oder Angriffspunkte bestehen könnten.
3. Bedrohungsbewertung & Risikoanalyse
Die erfassten Informationen werden nun systematisch bewertet. Dabei werden alle identifizierten Risiken hinsichtlich Eintrittswahrscheinlichkeit und potenzieller Schadenswirkung eingeordnet. Typische Bedrohungsszenarien im Personenschutz sind:
Physische Angriffe (z. B. Übergriffe, Entführungen)
Cyberangriffe (z. B. Doxing, Identitätsdiebstahl)
Nachstellungen und Belästigung (Stalking)
Spionage und Informationslecks
Reisebezogene Risiken (z. B. instabile Länder, politische Konflikte, Kriminalität)
Die Risikoanalyse erfolgt nach einem Bewertungsraster, das qualitative und quantitative Einschätzungen kombiniert. Der Unterschied zwischen einer professionellen Gefährdungsanalyse und bloßem Bauchgefühl besteht in der Methodik: Es wird nicht „gefühlte Sicherheit“, sondern ein realistisch kalkulierbares Risikoprofil erstellt.
4. Festlegung des Schutzbedarfs
Auf Basis der Risikoanalyse wird der konkrete Schutzbedarf definiert. Dabei gilt: Nicht jede Bedrohung erfordert automatisch einen Personenschützer im Nadelstreifenanzug.
Manche Situationen lassen sich bereits durch einfache technische Maßnahmen entschärfen, andere erfordern die dauerhafte Präsenz geschulter Sicherheitskräfte.
Typische Schutzstufen:
Basisschutz: Beratung, Reisesicherheit, Awareness-Training
Situativer Schutz: Begleitung zu bestimmten Events, Messeauftritten, Reisen
Dauerhafter Begleitschutz: Alltagsschutz bei anhaltender Gefährdung
High-Risk-Profil: Kombination aus physischen, digitalen und logistischen Sicherheitsmaßnahmen
Die Auswahl erfolgt immer in enger Abstimmung mit der Schutzperson – auch hinsichtlich der Wahrnehmbarkeit des Schutzes (verdeckt vs. offen).
5. Erstellung des Schutzkonzepts
Im nächsten Schritt wird ein detailliertes Schutzkonzept entwickelt. Dieses enthält:
Zeitliche Struktur (wann greift welcher Schutz)
Personelle Ressourcen (Anzahl und Qualifikation der Personenschützer)
Technische Maßnahmen (z. B. GPS-Tracker, Notfallbuttons, Videoüberwachung)
Verhaltensrichtlinien (für die Schutzperson und das Umfeld)
Kommunikationsstruktur (Krisenstab, Eskalationspläne)
Routinen & Alternativrouten (z. B. bei Transfers)
Das Schutzkonzept wird in einem abgestimmten Dokument zusammengefasst und kann auf Wunsch auch mit Behörden abgestimmt werden.
6. Umsetzung & laufende Evaluation
Nach Freigabe des Konzepts beginnt die operative Umsetzung. Personenschützer werden gebrieft, technische Systeme installiert, Notfallmaßnahmen vorbereitet.
Wichtig: Die Gefährdungslage kann sich jederzeit verändern – durch neue Ereignisse, Reisen, Veröffentlichungen, Social Media Posts oder geopolitische Entwicklungen. Deshalb wird jede Gefährdungsbeurteilung regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst.
Bei E3S gehört es zum Standard, Schutzkonzepte kontinuierlich zu evaluieren und flexibel auf neue Informationen zu reagieren.
Beispiel aus der Praxis: Reisebegleitung eines CEO
Ein deutscher CEO einer mittelständischen Maschinenbau-Firma reist regelmäßig nach Südamerika. In den vergangenen Monaten häuften sich Nachrichten über gezielte Entführungen europäischer Unternehmer in der Region.
Die Gefährdungsanalyse durch E3S identifizierte konkrete Risiken:
öffentlich einsehbare Reiserouten,
ungesicherte Hoteltransfers,
öffentlich zugängliche Social Media Posts mit Aufenthaltsorten.
Nach Analyse und Schutzbedarfsklärung wurde folgendes Konzept umgesetzt:
Verdeckter Begleitschutz auf allen Transfers,
digitale Reiseüberwachung (Geo-Fencing),
Schulung des CEO zur Social Media Awareness,
Koordination mit lokalen Behörden im Zielland.
Ergebnis: Reibungsloser Ablauf, keine Zwischenfälle – und ein deutlich erhöhtes Sicherheitsgefühl beim Kunden.
Was kostet eine Gefährdungsanalyse?
Die Kosten für eine professionelle Gefährdungsbeurteilung im Personenschutz variieren je nach Umfang, Dauer und Aufwand. Grob lässt sich unterscheiden:
Kurzanalyse (z. B. für einzelne Events): ab ca. 1.000 €
Vollanalyse inkl. Schutzkonzept: 3.000–6.000 €
Laufende Risikoüberwachung & Updates: individuell vereinbart
Wichtig: Eine fundierte Gefährdungsanalyse spart im Ernstfall Geld, Nerven – und schützt im Zweifel sogar Leben. Es geht nicht darum, alles zu verhindern, sondern gut vorbereitet zu sein.
Fazit: Sicherheit beginnt mit Wissen – und Verantwortung
Wer sich auf professionelle Schutzmaßnahmen verlassen will, muss die Risiken kennen. Eine fundierte Gefährdungsanalyse im Personenschutz ist der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg zu mehr Sicherheit.
Sie schafft Klarheit, ermöglicht fundierte Entscheidungen und hilft, Ressourcen sinnvoll einzusetzen. Vor allem aber gibt sie Menschen in exponierter Stellung ein gutes Gefühl: dass sie gesehen, ernst genommen – und wirkungsvoll geschützt sind.